

Entfesselte Leidenschaft
Wie die in ihrer Ehe so unglückliche Nele eine verborgene Leidenschaft in sich entdeckte und daraufhin alles in Frage stellte, erfährst du in dieser zärtlich erotischen Liebesgeschichte.
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In einer kleinen beschaulichen Vorstadt, nicht weit von Hamburg, lebte Nele, eine Frau in ihren späten Dreißigern, deren Herz aus einem langen Eheleben enttäuscht war. In den Anfängen ihrer Ehe hatte die Welt voller Hoffnung und Liebe ausgesehen, doch im Laufe der Jahre waren die Farben verblasst und die Tage grauer geworden. Kinder waren den Eheleuten vergönnt. Ihr Mann, Mark, ein guter Mensch, war in einem endlosen Strudel von Arbeit und Pflichten gefangen, und die Leidenschaft, die einst zwischen ihnen gebrannt hatte, war nur noch eine schwache Erinnerung. Neles Job im Steuerbüro gab ihr nach 15 Jahren Rechnungen addieren auch keine Erfüllung mehr. Eine kleine Abwechslung in ihr ach so tristes Leben brachten die wöchentlichen Treffen mit ihrer besten Freundin Anna. Anna hatte aber in letzter Zeit mehrmals abgesagt, da sie einen neuen Freund hatte. Ihre Zeit langte nur noch für ein gelegentliches Telefonat. In den Gesprächen ging es vor allem nur noch um ihren Klaus, was er ihr schon wieder geschenkt hat, wohin sie verreisen werden, wie aufmerksam er ist, aber vor allem, wie toll im Bett er ist. Erst war Nele sehr neugierig auf Annas Geschichten, mittlerweile aber konnte sie kaum noch ihren Neid verbergen, hatte sie selbst doch überhaupt nichts Aufregendes zu berichten, schon gar nicht über ein spannendes Liebesleben mit Mark.
Es war ein sonniger Frühlingstag, als sich die Blicke von Nele und Helen zum ersten Mal trafen. Sie begegneten sich in der Buchhandlung Hansen, wo Nele nach einem Fluchtweg aus ihrer tristen Realität suchte. Sie liebte romantische, aufregende und erotische Geschichten, am besten alles zugleich.
Als Nele den Laden betrat, fiel ihr sofort eine junge Frau ins Auge. In ihren knallengen dunkelblauen Jeans und weißem Herrenoberhemd, dass bauchfrei geknotet war, stand sie suchend auf ihren grauen Pumps vor einem Bücherregal. Ihre beiden Blicke trafen sich. Nele schaute schnell verlegen weg, bereute es aber und wagte einen zweiten Blick. Die junge Frau winkte ihr zu und lächelte keck. Nele schaffte es gerade noch zurückzulächeln, um dann erschrocken und orientierungslos ihren Blick auf die Bücherzeilen zu richten. Sie spürte eine unerklärliche Anziehungskraft zu dieser Frau, lenkte sich nun aber ab und entdeckte ein Buch mit dem Titel „Entfesselte Leidenschaft“, dass ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, war doch die Inhaltsangabe sehr verlockend. Als sie sich darin vertiefte, spürte sie einen sanften Druck auf ihrer Schulter. Sie schlug ertappt das Buch zu, stellte es ins Regal zurück, drehte ihren Kopf und sah in die wachen, braunen Augen der jungen Frau im Herrenhemd. Unter einer neckischen Pony-Frisur mit silberblonden Strähnchen im schwarzen Haar blinzelte ein einladendes Lächeln.
„Dieses Buch hat meine Welt verändert“, flüsterte sie, „Es hat die Art und Weise, wie ich die Liebe sehe, für immer verändert. Lies es und wir können uns darüber austauschen. Hier hast du meine Nummer. Ich heiße Helen.“ … und schon war sie weg. Was blieb, war ein für diese Tageszeit fast zu sinnlicher Duft ihres Parfum, den Nele aber als sehr angenehm empfand und sie etwas schwindelig machte.
Helen war eine faszinierende Frau, wohl knapp 30, frei, ungebunden und selbstbewusst. Sie kannte viele Leute, führte ein Leben voller Abenteuer und Wechselbeziehungen, immer auf der Suche nach neuen Inspirationen.
Als Nele das Abendessen wieder mal alleine einnahm, weil Mark wie so oft in letzter Zeit, viel später von der Arbeit kommen würde, genehmigte sie sich ein Glas Wein, als sie es sich auf der Couch gemütlich machte und das neue Buch „Entfesselte Leidenschaft“zur Hand nahm. Ohne Erwartungen las sie die ersten Seiten, als sie mehr und mehr in eine Welt voller Leidenschaft, Zärtlichkeit und Erotik, hineingezogen wurde. Seite für Seite war sie fasziniert von Dingen, die sie sich nicht einmal in ihrer Fantasie ausgemalt hatte. Nele legte das Buch zur Seite, träumte von Helens offene Art, dieses selbstbewusste Auftreten, ihre sexy Ausstrahlung und an den betörenden Duft, den sie hinterließ. Verloren in einer Gedankenwelt, entsprungen aus den anregenden Zeilen des Buches und den Vorstellungen an Helen, ertappte sie sich dabei, wie sie sich selbst streichelte.
Es kostete Nele eine Menge Überwindung und ein weiteres Glas Wein, bis sie Helen endlich eine Nachricht schrieb: Das Buch hat mir gefallen. Wollen wir uns vielleicht treffen?“
Nele und Helen verstanden sich auf Anhieb. Sie trafen sich nun öfters im Cafe, sprachen locker über das Buch, die Erotik und überhaupt das Leben. Helen hatte viele Erfahrungen mit Männern, prahlte aber nie damit, interessierte sich mehr für das, was Nele erzählte. Mit jedem Gespräch wuchs ihre gegenseitige Sympathie.
Allein Helens Lächeln war wie ein Sonnenstrahl, der die Dunkelheit in Neles Leben durchbrach, wann immer sie sich trafen.
Die Tage wurden wärmer, der Frühling zog ins Land, mit ihm die Blumen und die Zuneigung der beiden Frauen zueinander. Eines Abends, Mark musste wieder lange arbeiten, verabredeten sich die beiden Frauen zu einem Spaziergang am Flussufer. Die Sonne ging langsam unter und tauchte die Umgebung in ein warmes goldenes Licht. Die Luft war erfüllt mit einem Hauch von Frühlingsblumen, Wasser plätscherte und die Grillen begannen ihr Konzert.
Als sie am Ufer entlang schlenderten, griff Helen sanft nach Neles Hand. Ein elektrisierender Schauer durchfuhr Neles Körper und sie realisierte urplötzlich, dass sich ab heute ihr Leben verändern würde. Sie lächelte verlegen und erwiderte die Berührung, indem sie ihre Hand fester in Helens Hand grub.
Unwillkürlich blieben sie stehen und schauten sich tief in die Augen. Die Welt um sie herum verschwamm und es gab nur noch sie beide. Nele spürte den Drang, Helen näher zu sein als je zuvor, und langsam beugten sie sich zueinander. Ihre Lippen näherten sich im Zeitlupentempo, zuckten immer wieder unmerklich zurück, bis sie sich zu einem leidenschaftlichen Kuss trafen, der all ihre aufgestauten Gefühle zum Ausdruck brachte.
Helen nahm auch Neles andere Hand. Ihre Finger flochten sich sanft ineinander. „Du hast mein Herz erobert, Nele“, flüsterte sie ihr zu. „Ich kann nicht anders, als mich zu verlieren, wenn ich in deine Augen schaue.“
Neles Herzschlag wurde schneller. Sie spürte eine unerklärliche Sehnsucht in sich aufsteigen. „Ich habe mich in dich verliebt, Helen“, gestand sie, „Ich habe solang diese Leidenschaft vermisst, die du in mein Leben gebracht hast.“
Nochmals kamen sie sich ganz nahe und küssten sich, als würden ihre Lippen die Worte finden, die sie nicht aussprechen konnten. Es war ein Kuss hingebungsvoller Zärtlichkeit, der sich in ein gieriges Verlangen steigerte und ihre Seelen eins werden ließ. In jenem Moment wussten beide, dass sie die wahre Liebe gefunden hatten.
Nele sprach an diesem Abend kaum noch ein Wort, zu überwältigend war diese Erfahrung einer verborgenen Leidenschaft, die Helen aus ihr befreite, die sie erst einmal verarbeiten musste, weil es alles in ihren bisherigen Leben in den Schatten stellte.
Nele war nach dieser Liaison hin- und hergerissen. Sie grübelte den ganzen nächsten Tag, ohne auch nur fähig zu sein, einen Handschlag im Haushalt zu tun und sie grübelte weiter die Nacht hindurch, ohne eine einzige Minute Schlaf zu bekommen. „Ich bin doch keine Lesbe“, dachte sie und weiter: „Für Helen war es vielleicht nur ein Spiel, ein weiteres Abenteuer in ihrem turbulenten Leben“. Sie reflektierte ihre Situation, schließlich war sie eine verheiratete Frau. Ihr Ehemann Mark, der ihr ein finanziell abgesichertes Leben bietet, der immer für sie da ist, wenn es ein Problem gibt. Der nicht trinkt, nicht raucht, der so fleißig und beliebt bei Freunden ist. Sollte sie das alles wegen eines Abenteuers mit einer Frau aufs Spiel setzen?
Schlussendlich entschied sie sich für Mark und ihre Ehe. Sie beschloss die Beziehung mit Helen zu beenden. Es war ein Fehler, es so weit kommen zu lassen. Man kann ja gute Freunde bleiben, ganz normal, wie mit Anna. Noch heute Abend wird sie Helen anrufen und es ihr erklären.
So kam es, dass Nele wie jeden Abend das Abendessen für Mark vorbereitete und wieder einmal bekam sie eine SMS „Liebling, es wird später, ich habe viel zu tun. Warte nicht mit dem Abendessen auf mich. Hab dich lieb!“ So saß sie wieder allein am fein gedeckten Esstisch, schaute auf ihren angerichteten Teller und bekam keinen Bissen herunter. Ihre Gedanken waren bei Helen. Es war nun an der Zeit, sie anzurufen, ihr die Entscheidung mitzuteilen. Sie tippte die Nummer, mit Tränen in den Augen und dann sagte sie etwas, was sie nicht aussprechen wollte: „Helen, ich liebe dich über alles. Ich muss dich jetzt sehen, ich möchte dich jeden Tag sehen“. „Komm, zu mir, mein Engel, Ich bin für dich da“